Untangling (dt. "entwirren") ist eine Methode, die von Ann Weiser Cornell und Barbara McGavin entwickelt wurde und die auf Focusing beruht.
Grundlage ist die Erkenntnis, dass die Ganzheit unserer Persönlichkeit zersplittert, wenn wir auf widrige Lebensumstände treffen, zu deren Bewältigung uns die Mittel und/oder die Unterstützung anderer Menschen fehlen. Um dafür zu sorgen, dass unser Leben trotzdem irgendwie weitergeht, übernehmen einzelne "Persönlichkeits-Splitter" das Kommando und führen ab dem Zeitpunkt ein Eigenleben.
Wenn ein Mensch als Kind emotional vernachlässigt worden ist, startet etwas in ihm vielleicht ein Ablenkungsmanöver, sobald er in Situationen gerät, die den Schmerz berühren, der durch die Vernachlässigung entstanden ist, z.B. indem es zu Essen, Alkohol oder Tabak greift, exzessiv arbeitet, Sport treibt, Netflix schaut oder Videospiele spielt. Etwas in ihm macht sich möglicherweise Sorgen über dieses Verhalten und unternimmt einen Versuch nach dem anderen, es zu stoppen, ohne dass das gelingt. Und irgendwo tief im Inneren lebt das weiter, was als Kind verletzt worden ist, und wartet auf seine Heilung.
Diese "Persönlichkeits-Splitter" oder "Teile", wie Ann Weiser Cornell und Barbara McGavin sie nennen, verstricken sich auf eine Weise miteinander, dass eine Lösung unmöglich erscheint. Die daraus resultierenden Problemfelder bezeichnen sie als "Tangles" (dt. etwa "verwickelte Knoten"). Mit Untangling wird es möglich, die Verstrickung der Teile zu entwirren (deshalb der Name "Untangling") und sie durch einen Wandlungsprozess zu führen, der es ihnen ermöglicht, zu heilen und in unsere Ganzheit zurückzukehren.
Ann Weiser Cornell und Barbara McGavin haben drei verschiedene Typen von Teilen identifiziert und die Interaktionsmuster zwischen ihnen herausgearbeitet. Um diese Teile zu entwirren und aufzulösen, benötigt jeder Typus eine bestimmte Form der Beziehung von uns. Entscheidend hierbei ist die Fähigkeit, uns in einen Zustand zu begeben, den Ann Weiser Cornell und Barbara McGavin "Self in Presence" nennen, einen Zustand, in dem wir uns unseren Teilen zuwenden können, ohne uns mit ihnen zu identifizieren und ohne sie zu verdrängen.
Ann Weiser Cornell und Barbara McGavin haben nun ihre jahrzehntelange Erfahrung mit der von ihnen entwickelten Vorgehensweise in einem Buch zusammengefasst. Hier der Link zum englischen Original auf Amazon:
Vor Kurzem haben eine Kollegin und ich mit der offiziellen deutschen Übersetzung des Buches begonnen. Dabei arbeiten wir eng mit den beiden Autorinnen zusammen. Es wird aber wohl noch eine Weile dauern, bis es in deutscher Sprache erscheint. Man darf gespannt sein!
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