"Gefährliche Selbstzweifel: Ständig in sich hineinzuhorchen, kann kontraproduktiv sein. Denn wer sich permanent die Frage stellt, ob er mit sich und seinem Leben zufrieden ist, tut sich oft schwerer damit, es tatsächlich zu sein. Die Beschäftigung mit den eigenen Problemen verstärke automatisch deren Wahrnehmung, erklärt der Heidelberger Psychologe Steve Ayan. Viele suchen die Ursachen für Probleme in der eigenen Person. Oft sei es aber sinnvoller, die Lage zu ändern." So im Westfälischen Anzeiger vom 28. September 2012.
Aus Focusing-Sicht muss dem widersprochen werden. Die Tatsache, dass wir etwas als Problem erleben, bedeutet, dass wir in einem Bereich unseres Lebens blockiert sind. Und wenn wir blockiert sind und festhängen, sind wir gar nicht fähig, die Lage zu verändern. Wir sehen dann den Wald vor lauter Bäumen nicht und sind handlungsunfähig.
Natürlich ist es nicht sinnvoll, ständig über ein Problem nachzugrübeln. Aber genau das ist Focusing eben nicht. Focusing ist ein Erspüren des Problems und ein Erspüren, welche "Lage" für einen perönlich die richtige ist. Focusing bringt etwas Abstand zum Problem, genug, um es als Ganzes wahrzunehmen. Mit Focusing findet man den Weg durch den Wald wieder. Erst dann kann mein auf eine Art und Weise seine "Lage ändern", durch die das Problem verschwindet.
Ständig in sich hineinzuhören kann also sehr produktiv sein. Es kommt nur darauf an, wie man es macht. Ich persönlich erlebe es als sehr wertvoll, mithilfe von Focusing in einem ständigen Kontakt mit meinem Erleben zu sein.
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