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Writer's pictureArno Katz

Selbst-Regulation und Co-Regulation

Selbst-Regulation und Co-Regulation sind zwei ganz entscheidende Konzepte, um Beeinträchtigungen des Erlebens und Verhaltens zu verstehen.





Selbst-Regulation ist die Fähigkeit, Zustände innerer Erregung, sowohl angenehmer als auch unangenehmer, auszuhalten und auf eine Weise auszugleichen, dass wir nach außen hin angemessen handeln können.




Schwierige Empfindungen, wie etwas Wut oder Trauer, können wir in uns halten und einfach da sein lassen und wir finden Wege, sie nach außen zu tragen, die unserem Wohlbefinden förderlich sind. Für positive Gefühle können wir uns Zeit nehmen und sie voll und ganz genießen, ohne sofort wieder zur Tagesordnung über zu gehen.




Ist unsere Fähigkeit zur Selbst-Regulation nicht ausgereift, können wir Zustände innerer Erregung nur schlecht halten und aushalten. Stattdessen werden sie irgendwie nach außen getragen, um die Anspannung zu reduzieren, und es kommt zu unkontrollierbarem Verhalten, wie etwa Wutausbrüchen oder Zwangshandlungen.




Leider gilt das auch für angenehme Empfindungen. Menschen, die sich schlecht regulieren können, haben grundsätzlich ein Problem mit Zuständen innerer Erregung, gleichgültig ob positiv oder negativ. So lässt es sich erklären, dass manche Menschen wie versteinert wirken, obwohl sie gerade gute Nachrichten bekommen haben. Oder sie rasten vollkommen aus.




Unsere Fähigkeit zur Selbst-Regulation entwickelt sich in frühen Interaktionen zu unseren Bezugspersonen. Das Nervensystem von Säuglingen ist noch so unterentwickelt, dass sie sich einfach nicht selbst regulieren können. Sie brauchen das sanfte Gehalten- und Gestreicheltwerden durch andere Menschen, um wieder zur Ruhe kommen zu können. Ihr Nervensystem muss sich an das Nervensystem einer anderen Person koppeln, um innere Erregung abzubauen. Mit anderen Worten: Sie brauchen die Co-Regulation durch andere.




Erfüllen unsere Bezugspersonen diese Aufgabe nur unzureichend, so lernen wir nicht, uns selbst zu regulieren und unsere Fähigkeit, Zustände innerer Erregung auszuhalten und auszugleichen bleibt unterentwickelt. Angeborenes Temperament spielt dabei ganz sicher auch eine Rolle.




Die gute Nachricht ist, dass wir Versäumnisse unserer Bezugspersonen auch noch als Erwachsene nachholen können, indem wir in Beziehung zu Menschen treten, die uns sozusagen unter ihre Fittiche nehmen.




Ist die Fähigkeit zur Selbst-Regulation extrem schlecht ausgeprägt, benötigen wir unter Umständen Co-Regulation in Form von Coaching oder durch Psychotherapie. Focusing als ein Weg, der sich ganz gezielt Anspannung- und Erregungszuständen im Körper zuwendet, kann hierbei sehr wertvolle Dienste leisten.





Aber auch Menschen mit gut ausgebildeter Fähigkeit, sich selbst zu regulieren, müssen sich von Zeit zu Zeit bei anderen anlehnen. Das Leben stellt uns ja immer wieder vor neue Herausforderungen und konfrontiert uns mit schwierigen Situationen. Niemand kann diesen Weg ganz alleine gehen.

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