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Writer's pictureArno Katz

Prokrastination

"Nicht faul, sondern krank", so eine Schlagzeile aus dem Westfälischen Anzeiger vom 27. März 2012. Gemeint sind Menschen, die an Prokrastination leiden, also Menschen, die Dinge auf die lange Bank schieben, die sich etwas vornehmen und es dann nicht tun. Häufig zu beobachten ist dieses Phänomen bei sogenannten Langzeitstudierenden, die die Regelstudienzeit weit überschreiten oder nach Jahren ihr Studium unvollendet abbrechen. An der Universität Münster gibt es daher sogar eine Prokrastinationsambulanz, in der Psychologen therapeutische Angebote für solche Studierenden machen.


Doch auch viele Nicht-Studierende leiden an Prokrastination. Aus Focusing-Sicht sind diese Menschen allerdings weder faul noch krank. In ihnen tobt ein teilweise unbewusster Konflikt und bewertenden Etiketten, wie "krank" oder "faul", werden der Problematik nicht gerecht und helfen nicht weiter.


Die zugrundeliegende Dynamik besteht darin, dass ein innerer Teil dieser Personen unbedingt etwas erledigen will. "Heute fange ich endlich mit meiner Diplomarbeit an" oder "Heute mache ich endlich die Steuererklärung". Der innere Teil, der etwas will, ist bewusst, und häufig sind die Betroffenen mit ihm identifiziert ("ICH will unbedingt...") und sie wundern sich, warum sie es trotzdem nicht tun. Das liegt daran, dass es auch einen inneren Teil gibt, der sich außerhalb des Bewusstseins befindet und der NICHT will.


Um die Blockade zu lösen, die sich aus diesem inneren Konflikt ergibt und die zur Prokrastination führt, muss der Teil, der NICHT will, ins Bewusstsein eingeladen werden. Das braucht Zeit und eventuell melden sich auch innere Teile, die verhindern wollen, dass er ins Bewusstsein tritt. Auch diese müssen anerkannt und gehört werden.


Hat man einmal eine Beziehung zu dem sich widersetzenden Teil aufgebaut, die es ihm ermöglicht, da zu sein, ohne kritisiert zu werden, kann er enthüllen, warum er nicht will. Dabei wird sich zeigen, dass er gute und nachvollziehbare Gründe dafür hat, z.B. "Wenn ich die Diplomarbeit fertig habe, beginnt ein neuer Lebensabschnitt und vor der Ungewissheit habe ich Angst" oder "Sobald ich mit der Steuererklärung beginne, verliere ich den Überblick und fühle mich hilflos". Diese Gründe müssen gehört und ernst genommen werden.


Innere Teile, die etwas NICHT wollen, haben einen genauso wertvollen Beitrag zum Leben zu leisten wie innere Teile, die etwas wollen, und erst wenn beide Seiten voll und ganz verstanden worden sind, kann sich eine Lösung ergeben, die für alle akzeptabel ist, und das Leben geht weiter.


Wenn Sie sich Hilfe bei dieser inneren Arbeit wünschen, kontaktieren Sie mich. Vielleicht interessiert Sie auch das folgende Buch:





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