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Writer's pictureArno Katz

Innere Monster ???

Jeder Mensch, der irgendeine Form innerer Arbeit betreibt, stößt irgendwann einmal auf innere Dinge, die hässlich sind oder wie innere Monster erscheinen. Vielleicht finde ich, wenn ich in mich hineinblicke, den Wunsch, meinem Nachbarn, der wiedermal seine Stereoanalage bis zum Anschlag aufgedreht hat, den Schädel zu spalten und ihn am nächsten Baum aufzuknüpfen. Hatte nicht schon Sigmund Freud gesagt, dass in uns destruktive Triebe wüten, die es zu beherrschen gilt? Ist das Vorhandensein von destruktiven und monströsen Bewusstseinsinhalten nicht der Beweis, dass Freud Recht hatte?

 

Aus der Sicht von Focusing stellt sich dieser Sachverhalt etwas anders dar. Wir gehen davon aus, dass destruktive Inhalte nicht das letzte Wort sind. Sie müssen vielmehr durch einen Prozess geführt, der ihr wahres Wesen offenlegt. Und das besteht im Kern immer darin, einen positiven Beitrag zu unserm Leben zu leisten. Was liegt unter dem Wunsch, den Nachbarn zu lynchen? Welche Bedürfnisse und Wünsche? Vielleicht der Wunsch nach Ruhe? Hat sich das einmal gezeigt, erscheint dieser Teil der Persönlichkeit nicht mehr ganz so monströs.

 

Wenn man in innere Teil, die von außen monströs, destruktiv oder gar krank erscheinen, hineinspürt, stellt man fest, dass sie sich von ihrem Standpunkt eigentlich ganz gut und richtig anfühlen. Doch woher kommt dann der Eindruck, dass es sich um innere Monster handelt?

 

Diese Sicht stammt aus der Perspektive eines anderen Teils unserer selbst, eines Teils, der sich Sorgen macht, dass der erste außer Kontrolle geraten könnte und uns in Schwierigkeiten bringt. Wenn wir also etwas in uns als krank oder falsch oder monströs wahrnehmen, sind wir identifiziert mit etwas in uns, das sich Sorgen darüber macht. Beides braucht Aufmerksamkeit und beides enthält einen Teil unserer inneren Wahrheit. Der Schritt aus diesem inneren Krieg heraus besteht also darin, sowohl den Teil, der als monströs erlebt wird, als auch den Teil, der ihn als monströs erlebt, anzuerkennen und in beide hineinzuspüren. Schon der Schritt aus der Identifikation heraus führt häufig zu einer spürbaren Erleichterung.

 

Die Kunst der inneren Arbeit besteht also darin, sich ALLEM innerlich zuzuwenden, ALLES dasein zu lassen und ALLEM Gehör zu schenken, ohne sich mit irgendetwas zu identifizieren. Erst dieser Schritt führt zu echter Freiheit!

 

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