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Inner Relationship Focusing und die Schlümpfe

  • Writer: Arno Katz
    Arno Katz
  • 10 hours ago
  • 3 min read

Inner Relationship Focusing (IRF) mit den Schlümpfen in Verbindung zu bringen, erscheint auf den ersten Blick abwegig. Eugene Gendlin setzte sich jedoch immer wieder dafür ein, Focusing mit anderen Methoden und anderen Bereichen zu "kreuzen" ("crossing"). Und wenn man IRF mit den Schlümpfen kreuzt, kommen witzige Ideen und Gedanken dabei heraus. Doch zunächst wichtige Grundsätze des Inner Relationship Focusing:


  • Es geht nicht darum, inneres Erleben zu verändern, sondern um die Beziehung dazu: Ziel ist nicht, ein unangenehmes Gefühl „wegzumachen“, sondern eine freundliche, interessierte Beziehung dazu zu entwickeln.


  • Self-in-Presence: Damit ist ein innerer Zustand gemeint, in dem Sie ruhig, mitfühlend und neugierig bei dem sein können, was in Ihnen auftaucht – ohne damit verschmolzen zu sein und ohne es zu verdrängen.


  • Innere Anteile („Parts“): IRF geht davon aus, dass es in Ihnen verschiedene Anteile gibt (z.B. ängstliche, wütende, kontrollierende, erschöpfte Anteile), mit denen Sie in Kontakt treten können und die dadurch in Ihre Ganzheit zurückkehren können.


  • Radikale Akzeptanz: Kein Anteil wird bekämpft oder verurteilt. Jeder Anteil wird als bedeutungsvoll gesehen und mit Respekt und Neugier eingeladen - auch solche Anteile, die andere Teile gerne loswerden wollen.


Wie kann man all dies nun mit den Schlümpfen kreuzen? Stellen Sie sich Ihr Inneres wie ein Schlumpf-Dorf vor:


  • Jeder Schlumpf steht für einen inneren Anteil:


    • ein wütender Schlumpf → etwas in Ihnen ist sehr wütend

    • ein ängstlicher Schlumpf → etwas in Ihnen macht sich Sorgen

    • ein perfektionistischer Schlumpf → etwas in Ihnen will, dass alles perfekt wird

    • ein erschöpfter Schlumpf → etwas in Ihnen kann nicht mehr


  • Self-in-Presence entspricht so etwas wie "Mama-Schlumpf" oder "Papa-Schlumpf" in Ihnen. Dieser innere „weise“ Anteil


    • bleibt anwesend, auch wenn ein anderer Schlumpf ausflippt

    • hört zu, ist interessiert

    • sagt innerlich etwa: „Ah, da ist ein sehr wütender Schlumpf. Ich möchte verstehen, warum er sich so fühlt.“


  • Wichtige Unterscheidung in IRF, übersetzt in Schlumpf-Sprache:

    • Nicht: „Ich bin wütend.“

    • Sondern: „Da ist ein Wut-Schlumpf in mir und ICH bin die/der, die/der bei ihm ist.“


So entsteht gleichzeitig Abstand und Verbundenheit – genau diese innere Beziehung ist der Kern von IRF.


Man kann die Grundideen von IRF gut als Regeln für das Schlumpf-Dorf formulieren:


  1. Kein Schlumpf wird verbannt: Auch der Kritiker-Schlumpf, der Angst-Schlumpf oder der „Nerv-Schlumpf“ dürfen im Dorf bleiben. → In IRF: Kein Gefühl oder Anteil wird weggedrückt, sondern willkommen geheißen.


  2. Sie sind nicht einer der Schlümpfe, um deren inneres Erleben es geht. Sie sind als Mama-Schlumpf oder Papa-Schlumpf dabei.


  3. Jeder Schlumpf hat einen guten Grund so zu sein, wie er ist: Selbst der anstrengende, kontrollierende oder sehr ängstliche Schlumpf versucht in der Tiefe, etwas Gutes für Sie zu tun (z.B. schützen, motivieren). → In IRF: „Was möchtest du für mich?“ statt „Du bist falsch.“


  4. Sie als innerer Mama-Schlumpf oder Papa-Schmupf sind interessiert und empathisch, nicht drängend. Die Haltung ist keine Verhör-Situation, sondern eher:


    • „Wie ist es für dich?“

    • „Was macht dir so Angst?“

    • „Was wünschst du dir am meisten?“


Diese kurze Übung können Sie für sich selbst machen oder – angepasst – mit Klient:innen/Gruppen einsetzen.


1. Ankommen (1–2 Minuten)


  • Setzen Sie sich bequem hin.

  • Nehmen Sie Ihren Körper wahr: Füße, Sitzfläche, Atmung.


2. Inneren Raum scannen


  • Fragen Sie innerlich:„Welcher Schlumpf in mir braucht heute am meisten Aufmerksamkeit?“

  • Warten Sie einige Momente und spüren Sie einfach: Vielleicht bemerken Sie etwas im Bauch, in der Brust, im Hals oder im Kopf.


3. Einen Namen geben


  • Spüren Sie dieses „Etwas“ genauer.

  • Geben Sie ihm einen Schlumpf-Namen, z.B.:

    • „Überforderter Schlumpf“

    • „Alles-muss-klappen-Schlumpf“

    • „Ich-zieh-mich-zurück-Schlumpf“


4. Self-in-Presence aktivieren


  • Sagen Sie innerlich etwa: „Ich bin hier als Mama- oder Papa-Schlumpf.“

  • Spüren Sie, wie es ist, diejenige/derjenige zu sein, die/der bei diesem Schlumpf sitzt, nicht der Schlumpf selbst.


5. Kontakt aufnehmen


  • Wenden Sie sich innerlich diesem Schlumpf zu und sagen Sie z.B.:

    • „Ich sehe, dass du da bist.“

    • „Ich merke, wie es dir geht – du darfst gerade genau so sein.“

  • Beobachten Sie, ob sich etwas minimal verändert (mehr Raum, ein Seufzer, etwas Entspannung).


6. Sanft nachfragen


  • Wenn es stimmig ist, können Sie behutsam fragen:

    • „Was macht dir im Moment am meisten Sorgen?“

    • „Was ist im Augenblick so schwer für dich?“

    • „Was würdest du dir von mir wünschen?“

  • Ihr „Auftrag“ ist nur zuzuhören – nicht sofort eine Lösung zu finden.


7. Abrunden


  • Bedanken Sie sich innerlich bei dem Schlumpf:

    „Danke, dass du mir mitgeteilt hast, wie es dir geht.“

  • Spüren Sie wieder Ihren ganzen Körper, den Stuhl, den Raum.

  • Öffnen Sie in Ihrem Tempo die Augen.


5–10 Minuten sind für diese Übung meist ausreichend.


5. Wofür sich die Schlumpf-Metapher eignet


  • Pädagogik/Kinder- und Jugendarbeit: Gefühle werden entdramatisiert und spielerisch externalisiert („Da ist ein Schlumpf in dir…“ statt „Du bist…“).


  • Arbeit mit Erwachsenen, die mit „inneren Anteilen“ fremdeln: Die Vorstellung „innere Schlümpfe“ wirkt oft leichter und humorvoller als die Sprache von „Teilen“ oder „Subpersönlichkeiten“.


  • Gruppenarbeit: Jede Person kann ihren aktuellen Schlumpf benennen oder zeichnen, und anschließend kann in Kleingruppen IRF-typische Begleitung geübt werden (z.B. eine Person ist in der Rolle von Self-in-Presence und „spricht mit dem Schlumpf“ der anderen Person).



 
 
 

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