Focusing beginnt mit einem Innehalten. Um nach innen spüren zu können, muss man aus der Situation, in der man sich gerade befindet, heraustreten. Das kann bedeuten, dass man sich an einen anderen Ort begibt, muss es aber nicht. Es kann genauso gut bedeuten, dass man einfach für einen Moment mit dem aufhört, womit man gerade beschäftigt war.
Das Heraustreten bzw. Unterbrechen einer Situation ist deswegen wichtig, weil wir dazu neigen, automatisch auf bestimmte Situationen zu reagieren, innerlich wie äußerlich. Diese automatisierten Verhaltensweisen sind teilweise kulturell bedingt. Wenn mich jemand nach der Uhrzeit fragt, sage ich sie ihm, weil man das einfach so macht. Teilweise resultieren sie aber auch aus unserer individuellen Sozialisation. Wie ich auf eine Beleidigung reagiere, ob ich etwa wütend werde oder mich zurückziehe, hängt von meiner eigenen Biographie ab.
Will ich nun diese automatischen Reaktionen durchbrechen - gleichgültig, ob sie durch kulturelle Prägung oder persönliche Sozialisation entstanden sind - und auf eine Weise reagieren, die wirklich authentisch ist, meinen wirklichen Bedürfnissen entspricht und gleichzeitig kulturelles Wissen miteinbezieht, ist es nötig, dass ich innehalte und nachspüre, wie ich die Situation als GANZE erlebe. Wie fühlt sich das GANZE in mir an? Die automatische Reaktion, die kommt, ist sicher Teil davon, es gibt aber mehr... Was liegt unter der Reaktion? Welches Wollen? Welche Bedürfnisse? Das zu spüren braucht Zeit. Und diese Zeit muss ich mir nehmen, indem ich innehalte. Wie oft erleben wir es, dass wir spontan reagieren und uns im Nachhinein wünschen, wir hätten uns mehr Zeit genommen und anders reagiert.
Innezuhalten erfordert etwas Übung und auch etwas Mut. Es kann bedeuten, dass ich andere Menschen auf meine Reaktion, Antwort etc. warten lasse und eventuell sogar sage: "Moment mal! Ich brauche etwas Zeit dafür." Diese Zeit ist gut investiert.
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