In den letzten beiden Wochen war ich Referent bei einem spannenden und hervorragend organisiertem Online-Kongress zum Thema "Vergebung". Zu den weiteren 22 Referenten gehörten neben Ann Weiser Cornell, Byron Katie, Rüdiger Dahlke, Collin Tipping und Eugen Drewermann auch einige spirituelle Lehrer.
Der Kongress bestand aus zwei täglichen Interviews und einem abendlichen Webinar eines Referenten. (Auch ich habe ein Webinar geleitet.) Leider hatte ich keine Zeit, mir alle Interviews meiner Kollegen anzuschauen und an allen Webinaren teilzunehmen.
Mit großem Interesse habe ich jedoch die Beiträge von Christian Meyer und Gerd Bodhi Ziegler, zweier spirituellen Lehrer, verfolgt. Während der Interviews und Webinare kam in mir regelmäßig das Gefühl auf: "Ja, davon ist jedes Wort wahr!" Auch jetzt, mit etwas Abstand, glaube ich das noch.
Für mich ist dabei deutlich geworden, dass viele spirituelle Lehren auf eine begrenzte Anzahl an gemeinsamen Grundaussagen zurückgeführt werden können, z.B.: "Du bist ein göttliches Wesen", "Du musst dir selbst begegnen und dich annehmen, wie du bist", "Du musst im Hier und Jetzt ankommen", "Du bist die Essenz, die hinter deinem Ego liegt", "Du darfst dem Schmerz nicht ausweichen, sondern musst in ihn hineingehen" etc.
Trotz des Gefühls von "Das ist alles richtig" spüre ich jedoch ganz deutlich, dass solche spirituellen Wege nicht meins sind. Wie kommt das?
Der Hauptgrund ist, dass diese Wege zwar viele gute Lehren haben und Dinge sagen, die für mich richtig klingen, sie zeigen den Menschen jedoch nicht ganz konkret, wie sie all das machen sollen. Wie genau begegne ich eigentlich mir selbst? Wie nehme ich mich an, so wie ich bin? Wie komme ich ins Hier und Jetzt? Und wie wende ich mich meinem Schmerz zu? (Im Focusing treten wir übrigens in KONTAKT zu unserem Schmerz, OHNE hineinzugehen.)
Focusing lehrt ganz konkrete Schritte, wie wir all das bewerkstelligen können - und zwar ganz ohne spirituelle Glaubenssätze. Für mich fühlt sich das viel besser an.
Meine Befürchtung ist, dass Menschen sich während der spirituellen Seminare oder Retreats von der Energie der Gruppe und des Lehrers mitreißen lassen und sich nur deswegen gut fühlen. (Möglicherweise füllt der Lehrer durch seine Art und Weise auch eine Lücke bei den Teilnehmern, die deren Eltern hinterlassen haben.) Sind sie jedoch wieder im eigenen Alltag angekommen, besteht die Gefahr, dass sie sich wieder genauso miserabel fühlen wie immer. Um sich dann erneut besser zu fühlen, brauchen sie eine weitere Dosis ihres "Gurus" und reisen zum nächsten Retreat.
Mit Focusing bekommen Menschen jedoch ein ganz konkretes, wissenschaftlich fundiertes Instrument an die Hand, das sie auch im Alltag anwenden können. Einen Guru-Effekt (den viele spirituelle Lehrer vielleicht gar nicht wollen) tritt dabei nicht auf, denn Focusing-Trainer trainieren eine Fähigkeit. Sie lehren keine Lehre. Passt einem ein Trainer nicht, geht man einfach zu einem anderen, genauso, wie man sich einen geeigneten Lehrer aussuchen kann, der einem eine Fremdsprache beibringt.
Wenn Sie genau das wollen, sind Sie bei Focusing an der richtigen Adresse.
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