Bei gesundheitlichen Beschwerden rennen die meisten Menschen in unserer Gesellschaft zu der Expertengruppe, die „offiziell zuständig“ ist für den Körper – zu Ärzten. Es besteht eine Neigung, dem, was Ärzte uns sagen, blind zu vertrauen. Ärzte haben ja schließlich Medizin studiert und werden schon wissen, wovon sie reden und was sie tun. Statistiken über Fehldiagnosen und Kunstfehler belehren uns jedoch eines Besseren.
Ein Beispiel aus meinem Leben: Seit langer Zeit habe ich teils heftige Schmerzen im rechten Knie. Ich ging damit zu einem Orthopäden, der mir nach einem negativen Rheumatest mitteilte, es handele sich um Abnutzungserscheinungen im Anfangsstadium, und der mir daraufhin teure und zudem sehr harte Einlagen verschrieb.
Nachdem ich mehrere Wochen die Einlagen getragen hatte, war der Schmerz immer noch da. Allmählich spürte ich: Die harten Einlagen halfen nicht nur nicht, sie machten alles nur noch schlimmer. Ich spürte in meine Situation… Hauptberuflich bin ich Lehrer und trage den ganzen Tag meine schwere Schultasche über der rechten Schulter. Vielleicht ist die Belastung einfach dauerhaft zu groß… Also kaufte ich mir einen Pilotenkoffer, den ich schieben kann. Außerdem kaufte ich mir bequeme Schuhe und weiche Einlagen, die nur einen Bruchteil dessen kosteten, was die orthopädischen Einlagen gekostet haben. Seitdem sind die Schmerzen im Knie fast verschwunden.
Bedeutet das, dass wir nicht mehr zum Arzt gehen sollten und nur noch auf unser Körpergefühl vertrauen sollten? Natürlich nicht! Bevor ich eine Entscheidung treffe, die mit meiner Gesundheit zu tun hat, möchte ich einen Experten hören. Ich brauche die Informationen, die dieser mir geben kann. Ich vertraue den Worten aber nicht blind. Es ist so, als wenn mein Körper die Informationen absorbiert und mir dann ein Körpergefühl von der ganzen Situation gibt – unter Berücksichtigung der „Expertenmeinung“. Dieses Körpergefühl – der Felt Sense – ist die höchste Autorität für mich.
Nachtrag:
Am Tag nach dem Verfassen dieses Eintrags lese ich folgende Zeilen in der Tageszeitung:
„Viele Menschen in Deutschland werden operiert, obwohl es eigentlich nicht nötig wäre. Dies geht aus dem neuen AOK-Krankenhausreport hervor, der am kommenden Freitag veröffentlich werden soll. […] „Unser neuer Report offenbart, dass viele Operationen nur gemacht werden, damit Krankenhäuser Geld verdienen“, wird Uwe Dreh, Vorstandsmitglied des AOK-Bundesverbandes, im „Spiegel“ zitiert. Insbesondere die Zahl der Operationen, die besonders gut vergütet würden, nehme zu, sagte der AOK-Funktionär.“ [WA, 3.12.12.]
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