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  • Writer's pictureArno Katz

Focusing und Therapie - Was ist der Unterschied?

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Focusing und Psychotherapie? Diese Frage stellen sich Focusing-Einsteiger häufig. Und das zurecht.


Eigentlich ist die Frage aber falsch gestellt. Focusing läuft auch ganz automatisch in einer Psychotherapie ab, die gut funktioniert und erfolgreich ist. Die Frage müsste daher eher lauten: Wie unterscheidet sich die Arbeit eines Psychotherapeuten von der Arbeit eines Focusing-Lehrers oder Focusing-Begleiters?


    

Folgendes ist der Hauptunterschied: Das wichtigste Instrument des Psychotherapeuten ist seine Beziehung zum seinem Klienten. Psychotherapie-Klienten befinden sich in der Regel in einem Zustand, in dem sie emotional nicht für sich selbst da sein können. Sie brauchen einen anderen Menschen, der ihnen Halt gibt und sie unterstützt, eine Beziehung zu sich selbst und ihrem Erleben aufzubauen, die tragfähig ist. Bei einer Therapie steht also die äußere Beziehung im Vordergrund, die Beziehung zwischen Therapeut und Klient. (Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Menschen irgendwann in ihrem Leben zeitweise in einen solchen Zustand geraten. Wohl denen, die das merken und den Mut haben, Hilfe zu suchen.) 

    

Focusing-Klienten haben im Normalfall ausreichend inneren Halt. Sie brauchen jedoch Unterstützung dabei, diesen inneren Halt zu nutzen, um eine Beziehung zu ihrem Innenleben aufzubauen. Beim Focusing steht also die innere Beziehung im Vordergrund, die Beziehung des Fokussierenden zu dem, was in ihm vorgeht. Ein Focusing-Lehrer oder ein Focusing-Begleiter kann wertvolle Hilfestellung leisten, diese Beziehung zu entdecken und zu stärken.

    

Der Übergang zwischen Menschen, die Therapie brauchen, und Menschen, denen Focusing weiterhelfen kann, ist fließend. Es gibt Menschen, die Therapie machen, denen aber aber auch Focusing ausreichend helfen würde. Und es gibt Menschen, die Focusing machen, die in einer therapeutischen Beziehung besser aufgehoben wären. (Ich kenne sehr viele Menschen, die beides machen.)

    

Entscheidend ist also die Frage, in welchem Maße Menschen eine unterstützende Beziehung brauchen. Natürlich bieten auch Focusing-Lehrer und Focusing-Begleiter eine solche Beziehung. Ist diese aber der alleinige Motor des Veränderungsprozesses, sind Klienten vermutlich besser in einer Psychotherapie aufgehoben.


Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Therapeut arbeitet hauptsächlich mit der äußeren Beziehung zwischen ihm selbst und seinem Klienten, um Wandel und Heilung zu fördern. Ein Focusing-Lehrer oder Focusing-Begleiter arbeitet überwiegend mit der inneren Beziehung zwischen seinem Klienten und dessen Innenleben. Aber, wie gesagt, die Übergänge sind fließend. Natürlich helfen auch Therapeuten mittels der äußeren Beziehung, eine innere Beziehung aufzubauen. Und es gibt auch viele Therapeuten, die Focusing nutzen, um ihren Klienten zu helfen, sich selbst zu finden.


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