Vor ein paar Jahren habe ich darüber geschrieben, wie Focusing dabei helfen kann, quälenden Perfektionismus zu überwinden. (Den Blog-Eintrag finden Sie hier.)
Ich selbst spüre manchmal noch etwas in mir, das bestimmte Dinge gerne perfekt erledigen würde. Wenn das auftaucht, begrüße ich es und frage es, worüber es sich Sorgen macht, was passieren könnte, falls diese Dinge nicht perfekt erledigt würden. Dadurch fühle ich mich diesem Teil nicht mehr - so wie früher - ausgeliefert.
Inzwischen habe ich aber eine weitere Entwicklung durchgemacht, bei der folgender Refrain aus dem Song "Anthem" von Leonard Cohen eine wichtige Rolle gespielt hat (Cohen ist ebenfalls der Autor und Sänger des sehr bekannten Liedes "Halleluja", das seit seinem Erscheinen sehr häufig gecovered wurde):
"Ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack, a crack in everything
That's how the light gets in."
Meine Übersetzung:
Läute die Glocken, die noch läuten können
Vergiss deinen perfekten Beitrag
Es gibt einen Riss, einen Riss in allem
So fällt das Licht hinein.
Nichts, gar nichts im Leben ist perfekt und nichts kann wirklich perfekt sein. Alles befindet sich in einem Prozess, auf einem Weg, im Fluss. Der Zwang zum Perfektionismus stoppt diesen Fluss, indem er versucht, einen vermeintlich perfekten Zustand herzustellen und festzuhalten. Und etwas zu halten, das eigentlich fließen möchte, kostet wahnsinnig viel Kraft und Energie!
Diese Erkenntnis lässt folgende Worte in mir aufsteigen: "bathing in imperfection". Ich bade im Unperfekten und sonne mich in dem Licht, das durch die Risse einfällt.
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