Die Praxis der Meditation ist jahrtausende alt und über die ganze Welt verbreitet. Es haben sich viele verschiedene Stränge und Lehren entwickelt, die sich teilweise stark voneinander unterscheiden und es schwer machen, von DER Meditation zu sprechen. Focusing hingegen blickt auf eine etwa vierzigjährige Tradition zurück und ist weit weniger verbreitet.
Wenn Menschen zum ersten Mal von Focusing hören und sich damit beschäftigen, gewinnen sie häufig den Eindruck, Focusing sei so ähnlich wie Meditation. Bis zu einem gewissen Punkt haben sie recht. Laut Gene Gendlin, dem Entdecker von Focusing, gibt es aber wesentliche Unterschiede, die ich hier darstellen möchte.
Ein Strang der Meditationslehre lehrt - vereinfachend gesprochen - eine Praxis, bei der Menschen sehr tief in ihr Inneres bis zu einem Punkt vordringen, an dem sie sich in einem veränderten Bewusstseinszustand befinden. In diesem Zustand verändert sich die Wahrnehmung der Dinge, die in uns vorgehen, bis hin zu einem beglückenden Gefühl der inneren Leere. Das ist, so Gendlin, als fahre man mit dem Fahrstuhl bis ganz nach unten.
Im Gegensatz dazu fährt Focusing nur die halbe Strecke hinunter bis an einen Punkt kurz vor einem veränderten Bewusstseinszustand. Von diesem aus werden die Dinge, die in uns auftauchen, klar und deutlich wahrgenommen und es kann gespürt werden, was ihnen zugrunde liegt, woraus sie entspringen. Zu dem Urspung des jeweiligen Erlebens - dem sogenannten Felt Sense - wird dann eine Beziehung aufgebaut.
Eine zweite Praxis der Meditation, die häufig Mindfulness genannt wird, ist laut Gendlin so, als säße man oben auf dem Absatz einer Treppe und betrachte all das, was von unten aufsteigt. Alle Bilder, Gedanken, Emotionen und Körperempfindungen werden wahrgenommen, ohne dass man sich mit ihnen identifiziert und ohne dass man etwas davon festhält. Man lässt die Dinge einfach weiter ziehen. Mit Focusing, so Gendlin, steigen wir die Treppe hinab, um das kennen zu lernen, was uns all die Bilder, Gedanken, Emotionen und Körperempfindungen schickt.
Die hier beschriebenen Verfahren der Meditation sind ehrenwerte und wertvolle Verfahren und es gibt nicht, was gegen sie spräche. Focusing unterscheidet sich jedoch von ihnen. Focusing erforscht mit Interesse und Neugier unser Innenleben und baut eine Beziehung dazu auf. Wenn Sie sich dabei meine Unterstützung wünschen, kontaktieren Sie mich.
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