Kann man mit Focusing an sogenannten "Introjekten" arbeiten? Die Antwort lautet: Ja, sogar sehr gut!
Aus Focusing-Sicht handelt es sich bei einem "Introjekt" um einen Persönlichkeitsanteil, der aufgrund widriger Entwicklungsbedingungen entstanden ist, meistens durch ungünstige Beziehungserfahrungen zu frühen Bezugspersonen. Dieser Teil hat sich häufig das Verhalten und den Ton von unseren Bezugspersonen abgeguckt und spricht und benimmt sich wie diese - in der Regel, um uns vor etwas zu beschützen. Obwohl er redet und handelt, wie eine unserer früheren Bezugspersonen, ist er ein Teil von uns, in den man hineinspüren und mit dem man arbeiten kann.
Ich würde allerdings empfehlen, den Begriff "Introjekt" fallen zu lassen und stattdessen "etwas" zu sagen und dann genau zu beschreiben, wie sich dieses Etwas verhält, z.B.:
"Etwas in mir wird ängstlich/wütend/traurig etc., wenn..."
Begrüßen Sie es dann innerlich:
"Hallo, ich sehe, du bist da!"
Dadurch bekommen Sie ein wenig Abstand, um in das Gefühlsleben dieses Etwas hineinzuspüren und zu verstehen, was es so ängstlich/wütend/traurig etc. macht. Ganz sicher hat es sehr gute Gründe dafür, die vermutlich teilweise ihre Wurzeln in der Vergangenheit haben.
Hören Sie ihm zu und versuchen Sie - so gut wie Sie das können - Verständnis dafür aufzubringen, dass er so ist, wie er ist. Dadurch können sich solche Teile verwandeln - in ihrem ganz eigenen Tempo.
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