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Emotion & Bewegung

Writer: Arno KatzArno Katz

Peter Levine verdanke ich folgende wertvolle Erkenntnis über den Zusammenhang zwischen Emotionen und Handlung- bzw. Bewegungsimpulsen:


Der menschliche Organismus bewertet alle Umwelteinflüsse daraufhin, ob sie der Erhaltung und der Entfaltung des Organismus dienen oder nicht. Wird etwas in der Umwelt als bedrohlich wahrgenommen, aktiviert der Organismus einen Handlungs- bzw. Bewegungsimpuls, der zur Flucht oder zum Angriff führt, je nachdem, wie die Gefahr eingeschätzt wird. Wird der Impuls ausgeführt und die Handlung vollzogen, empfindet der Mensch keine Emotionen. Jemand, der vor einer Gefahr flieht, empfindet KEINE Angst. Würde er nach innen spüren, würde er nur wahrnehmen, dass er flieht. Ähnlich verhält es sich bei einem Angriff. Ein Mensch, der um sich schlägt, empfindet keine Wut oder Ärger. Er spürt lediglich, dass er diese Handlung ausführt.


Diese Aussagen widersprechen der Intuition, nehmen Sie sich jedoch einmal Zeit, nach innen zu spüren, wenn Sie sich im Flucht- oder Angriffsmodus befinden. Angenommen, Sie geigen jemandem gehörig die Meinung, der Sie schon lange nervt. Sie werden merken, dass innerlich keine Emotion wahrnehmbar ist, sondern nur ein fließender Impuls. Genauso verhält es sich bei der Flucht. Wenn Sie zügig eine dunkle und potentiell bedrohliche Gasse verlassen, ist da keine Furcht, sondern nur Handlung.


Emotionen entstehen, wenn der Handlungs- bzw. Bewegungsimpuls blockiert wird, wenn er nicht in die Tat umgesetzt werden kann. Angst und Wut steigen auf, wenn ich mich bedroht fühle, aber nicht fliehen oder zum Angriff übergehen kann. Wird die Handlung dann doch ausgeführt, verschwindet die Emotion. Wahrscheinlich fallen Ihnen zahlreiche Beispiele aus Ihrem Leben ein, bei denen es genauso war.


Was ist nun die Konsequenz daraus? Sollen wir allen Impulsen nachgeben, um negative Emotionen zu vermeiden? Was für unsere Vorfahren richtig war und ihr Überleben sicherte, führt in der heutigen Zeit zu Problemen. Wir können nicht einfach unseren Chef angreifen oder vor ihm davon rennen, wenn er wieder einmal unseren Schreibtisch mit mehr Arbeit zuschaufelt, als wir schaffen können.


Die Lösung liegt in der achtsamen und bewussten Wahrnehmung von Impulsen und Körperempfindungen, BEVOR sie in die Tat umgesetzt werden. Wenn ich mich im Flucht- oder Angriffsmodus befinde und die entsprechenden Impulse ausagiere, ist es meistens zu spät und häufig (nicht immer) werde ich anschließend mein Handeln bereuen. Wenn ich die körperliche Aktivierung jedoch bewusst wahrnehme und spüre, kann sie abklingen, OHNE dass ich aus ihr heraus handele. Ich gewinne Zeit, um alternative Lösungen zu finden, die der Situation eher entsprechen und meiner Erhaltung und Entfaltung dienlicher sind.


Das, was passiert, wenn ich meine körperlichen Reaktionen auf rein somatischer Ebene wahrnehme, ist echte Magie und Focusing lehrt uns, wie man das macht.  

   

 

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