Sind unsere Gedanken wirklich frei? Nicht völlig, denn ein Teil von ihnen wird generiert, ohne dass wir Einfluss darauf haben. Jeder kennt das: Es steigen Gedanken auf, die man eigentlich lieber nicht hätte, sie drehen sich im Kreise, wie ein Karussell, und man kann sie nicht stoppen, egal, wie sehr man sich auch anstrengt.
Was auf jeden Fall frei ist, ist unsere Aufmerksamkeit. Wir selbst entscheiden, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten und worauf nicht. Wir selbst entscheiden, womit wir uns beschäftigen und was wir ignorieren. Allerdings ist es so, dass vor allem das Negative in unserem Leben unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht wie ein Sog, dem man nur schwer entkommen kann. Der Grund dafür ist evolutionsbedingt. Unsere Vorfahren mussten sich sofort dem Negativen in ihrer Umwelt zuwenden, um zu überleben. Die Gefahren der grauen Vorzeit duldeten keinen Aufschub.
In der heutigen Zeit ist das anders. Unser Leben ist nicht mehr so gefährlich wie vor tausenden von Jahren. Trotzdem sorgt unser genetisches Erbe dafür, dass das Negative schnell von uns Besitz ergreift und uns nicht mehr loslässt. Im Focusing treten wir mit solchen Empfindungen auf eine Art und Weise in Beziehung, die es ihnen ermöglicht, sich zu wandeln und unseren Lebensfluss voranzutreiben.
Für mich persönlich ist es jedoch immer wichtiger geworden, meine Aufmerksamkeit auch ganz bewusst auf das Positive zu richten - sowohl in mir selbst als auch um mich herum. Was fühlt sich gut an in mir? Was ist offen und weit und voller Energie? Und wo in meinem Körper spüre ich das? Was in meiner Umgebung schenkt mir Kraft und Freude und welche Resonanz löst das in mir aus?
Mich dem Sog des Negativen zu entziehen und dem Positiven nachzuspüren und ihm Raum zu geben erfordert eine gewisse Anstrengung, eben weil die Tendenz, den Blick auf das Negative zu richten, in unseren Genen liegt. Doch die Anstrengung lohnt sich, denn so stärke ich meine Lebensfreude und meine inneren Ressourcen. Und die brauche ich, um mich dann mit neuer Frische dem Negativen in mir und der Welt zu stellen.
Für 2017 habe ich mir jedenfalls vorgenommen, meine Aufmerksamkeit noch bewusster auf all das Positive und Freudvolle in mir und meinem Leben zu richten.
Nächste Woche schreibe ich darüber, wie es möglich wird, etwas Positives zu spüren, wenn gleichzeitig auch negative Empfindungen da sind.
Comments